agile coach und scrum master seitenbau

Retros mit (angehenden) Game Designern der Hochschule Neu-Ulm

AGILE RETROSPEKTIVEN ALS WICHTIGSTES WERKZEUG AGILER TEAMS

Agiles Arbeiten mit Studierenden der HNU – die Retrospektive im Einsatz bei (angehenden) Game-Designern

Agile Werte und Methoden werden bei SEITENBAU täglich gelebt und bestimmen maßgeblich den Arbeitsalltag unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jedes unserer Projekt-Teams hat einen eigenen Scrum Master, der es bei der täglichen Arbeit unterstützt.

Aktuell arbeiten bei SEITENBAU 10 Mitarbeiter*innen als Scrum Master. Thomas von Busse ist einer davon. Neben seiner Tätigkeit als Scrum Master in zwei agilen Teams bei SEITENBAU ist er auch als Gastredner an der Hochschule in Neu-Ulm (HNU) aktiv. In einem Gastbeitrag mit etwa 60 Studierenden des Studiengangs Game Production und Management hat Thomas eine Vorlesung zum Thema „Agile Retrospektiven“ gehalten. Wir haben Thomas dazu ein paar Fragen gestellt:

Hallo Thomas, im normalen Arbeitsalltag begleitest und unterstützt du bei SEITENBAU agile Projekt-Teams bei ihrer Arbeit. Welche Bedeutung haben dabei aus deiner Sicht die Retrospektiven?

Thomas: Retrospektiven sind für mich das wichtigste Werkzeug, das agile Teams haben. Es geht darum das eigene Handeln aber auch etablierte Prozesse regelmäßig zu hinterfragen, anzupassen, zu verbessern. Die Komplexität in unseren Projekten aber auch unser eigener Anspruch an die von uns entwickelte Software macht das unentbehrlich.

Durch regelmäßige Retros in kurzen Zyklen werden zudem Projekt-Risiken früh erkannt. Gemeinsam mit allen am Produkt Beteiligten kann dann nach der besten Lösung gesucht werden. Als Scrum Master aber auch als Unternehmen ist es uns bei SEITENBAU wichtig eine Arbeitsatmosphäre zu pflegen die psychologische Sicherheit bietet. Nur das garantiert, dass sich jede*r mit den individuellen Erfahrungen und Einschätzungen in Diskussionen einbringt, auch oder gerade, wenn diese kontrovers sind.

Als Scrum Master erlebe ich täglich und vor allem in Retrospektiven, jede*r will sich weiterentwickeln, individuell und auch als Team. Wenn man dann gemeinsam anspruchsvolle Ziele erreicht, macht das Arbeiten umso mehr Spaß. Retrospektiven sind auf jeden Fall ein Katalysator dafür.

Durch deinen regelmäßigen Kontakt mit Mitarbeitern der HNU im Founders Space hast du einen Teil der Vorlesung zu Retrospektiven übernommen. Was war dabei besonders, bzw. was war aus deiner Sicht anders als bei den Retros hier bei SEITENBAU?

Thomas: Die Studierenden haben im letzten Semester ersten Kontakt mit Lasten- und Pflichtenheften gemacht. Im aktuellen Semesterprojekt wurde nun Scrum als agile Methode eingeführt.

Als ich dazugestoßen bin, hatten die Studierenden gerade ihren ersten Sprint hinter sich und somit noch nie eine Retrospektive gemacht. Daher habe ich zunächst das Konzept der Retrospektive vorgestellt, bevor ich sie angeleitet habe, ihre Erfahrungen aus dem Sprint zu reflektieren und Verbesserungsvorschläge für die weitere Zusammenarbeit abzuleiten – sprich, ihre erste Retrospektive durchzuführen. Dabei teilten sich die knapp 60 Studierenden auf 9 Projektgruppen auf. Die Herausforderung war dann, sie die Retrospektive auch praktisch erleben zu lassen, ohne gleichzeitig bei allen Teams sein zu können oder die Teilnehmer davor persönlich zu kennen.

Als Scrum Master bei SEITENBAU begleite ich die Teams sehr langfristig. Die Projektteams umfassen um die 10 Personen. Sie konzentrieren sich auf ein konkretes Kundenprojekt mit dem sie sich auch stark identifizieren. Die meisten unsere Entwickler*innen, haben bereits langjährige Erfahrung mit agilen Methoden wie Scrum oder Kanban und natürlich auch mit Retrospektiven.

Retrospektiven folgen einem strukturierten Ablauf, dennoch gibt es viele unterschiedliche Methoden die man nutzen kann. Hast du Lieblingsmethoden auf die du als erfahrener Scrum Master gerne zurückgreifst?

Thomas: Als Scrum Master bei SEITENBAU habe ich das Glück wirklich Teil meiner Teams zu sein und sie in den Sprints eng zu begleiten. Ich kann jede Retro für das Team maßschneidern, und auf die Dinge eingehen, die mir oder anderen Teammitgliedern während des Sprints auffallen. Das heißt aber auch, ich brauche einen sehr großen Pool an Methoden, um immer das passende parat zu haben.

Trotzdem habe ich die ein oder andere Lieblingsmethode. Zum Beispiel die WADE-Matrix. Im ersten Schritt sammelt man mit einer Technik zum Brainstorming Input aus dem Team z.B. Hindernisse die im letzten Sprint aufgetaucht sind. Im Anschluss ordnet man die genannten Aspekte nach dem Grad der Beeinflussbarkeit in eine Matrix ein. Die Frage, die man immer wieder stellt lautet: „Kann ich das als Team direkt beeinflussen oder brauche ich jemand Dritten, der eine Entscheidung trifft?“ Anschließend arbeite ich mit dem Team nur an den von Ihnen selbst beeinflussbaren Dingen weiter. Dadurch verlagere ich Diskussionen weg von einer passiven Problemfokus hin zu aktiven Lösungsansätzen. Das bringt das Team erfahrungsgemäß dann auch tatsächlich voran.

Gibt es noch einen Aspekt, der dir im Zusammenhang mit dem Thema agiler Produktentwicklung wichtig ist?

Thomas: Ja, sprinten ist ein Hochleistungssport. Das Team versucht alles um alle Stories umzusetzen und damit das Sprintziel zu erreichen. Die Retrospektive darf hierzu gerne ein Ausgleich sein und dazu auffordern innezuhalten, in Ruhe nachzudenken und auch gemeinsam zu lachen. Hier helfen Methoden, die einen kurz aus dem Alltag herausreißen. Im Onlinekontext können das ein Icebreaker-Fragen-Glücksrad sein, die das persönliche Kennenlernen fördern. Vor-Ort nutze ich gerne spielerische Methoden z.B. mit Lego. Zuletzt hat mich eine Session Impro-Theater begeistert und wirklich gefordert.

Vielen Dank Thomas, für die sehr interessanten Einblicke in deine Tätigkeit bei SEITENBAU und der Hochschule Neu-Ulm!