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SEITENBAU  
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Ein Erfahrungsbericht aus dem mobilen Arbeiten

Agiles Arbeiten in virtuellen Teams

Agiles Arbeiten in virtuellen Teams

Vor gut drei Monaten mussten auch wir aufgrund der Corona-Pandemie innerhalb kürzester Zeit unternehmensweit auf mobiles Arbeiten umstellen. Technisch hat das hervorragend funktioniert, in weniger als 48 Stunden konnten alle SEITENBAU-Mitarbeiter*Innen vollständig von zu Hause aus arbeiten.

Doch wie gut funktioniert agile Softwareentwicklung, wenn das gesamte Team über einen so langen Zeitraum ausschließlich remote arbeitet und miteinander kommuniziert? Drei Mitarbeiter*Innen unterschiedlicher Entwicklungsteams ziehen Zwischenbilanz, sprechen über die Herausforderungen und Möglichkeiten des mobilen Arbeitens – und wagen einen Blick in die Zukunft.

Hallo zusammen, seit einiger Zeit arbeiten eure Teams (fast) ausschließlich remote. Wie groß war die Umstellung für euch und wie lange hat es gedauert bis ihr wieder im gewohnten agilen Arbeitsprozess drin wart?

Jannick: Ich hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass unser agiler Arbeitsprozess dadurch in irgendeiner Weise gestört wurde. Die Umstellung war für mich eigentlich nur technischer Natur und ich habe vielleicht einen halben Tag gebraucht bis alles lief und ich mich an das neue System gewöhnt hatte.

Orsolya: Die Umstellung war auch bei uns nicht so schwer, da einige unserer Teammitglieder ohnehin bereits mehrmals pro Woche in Homeoffice gearbeitet haben. Allerdings mussten sich einige von uns doch erst an die Einsamkeit im Home-Office gewöhnen …

Tjerk: Die Umstellung war ein toller Prozess, der uns in vielen Bereichen starken Wachstum brachte. Da ich schon lange regelmäßig remote arbeite, war die Umstellung für mich quasi nicht vorhanden.

Was waren dabei die größten Herausforderungen? Und wie habt ihr diese gemeistert?

Tjerk: Es gab für mich im Grunde keine Herausforderung, da ich zuhause bestens eingerichtet bin und mir das natürlich super in die Karten gespielt hat. Auch für uns als Team war das jetzt kein großes Problem, alles am Laufen zu halten.

Orsolya: Im Prinzip ging alles ganz gut. Es waren eher kleinere Dinge, die Probleme bereitet haben. Bei einigen meiner Kollegen waren offenbar die Stühle eine Herausforderung und sie haben sich dann zum Teil ihre ergonomischen Bürostühle einfach nach Hause geholt. Ich selbst hatte zunächst nur den Laptop, aber keinen externen Bildschirm, was ich dann auch recht zügig behoben habe.

Jannick: Ich persönlich musste mich schon erst ein bisschen auf die neue Situation einstellen. Meine größte Herausforderung dabei war es, dass ich zunächst schon Schwierigkeiten hatte, mich zu Hause gut zu konzentrieren, da es natürlich auch bei uns viele Störungen durch unsere Kinder gab. Insbesondere durch die Schließung der Kitas bedingt. Auch der Kontextwechsel zwischen Meetings und eigentlicher Arbeit ist mir eher schwergefallen und ich war manchmal etwas unkonzentriert in den Meetings. Dazu fehlte mir der persönliche Kontakt zu meinen Kollegen. Es ist doch etwas ermüdend den ganzen Tag alleine auf einen Bildschirm zu starren und ich hatte dann selten Lust auch noch in einer Pause digital mit meinen Kollegen zu plaudern. Ich bin dann eher kurz spazieren gegangen. Angesichts der damaligen, für uns alle sehr schwierigen Extremsituation, hat es alles in allem aber doch erstaunlich gut funktioniert.

Unsere, bzw. eure Kunden sind ja auch von der Situation in ihrer Arbeit betroffen – wie hat sich da die Zusammenarbeit entwickelt? Haben sich da vielleicht sogar Vorgehensweisen etabliert, die man in Zukunft weiterführen könnte?

Orsolya: Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist genauso gut gelaufen wie vor Corona. Wir hatten eine einzige Tool-Umstellung: für die Kommunikationswege haben wir Whereby anstelle von WebEx genutzt. Das war’s im Prinzip.

Tjerk: Ja klar, wie ich schon angeschnitten habe, hat sich in der Zeit viel entwickelt. Es ist doch oft so, dass Dinge immer so lange nicht funktionieren, bis einer kommt und es einfach macht. Diese Situation zwang uns dazu kreativ zu sein und agil auf eine Herausforderung zu agieren. Ich denke diese Mentalität sollten wir in die Zukunft mitnehmen um weiterhin einen offenen Geist für Herausforderungen und tolle Entwicklungen zu bewahren.

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Natürlich kann auch das eigene Zuhause ein gutes Setting für die Arbeit bieten - wenn man denn eine funktionierende Infrastruktur für Remote Working hat. Wie bei SEITENBAU zum Beispiel.

Wenn ihr nun mit einem Auge zurück und mit dem anderen nach vorne blickt – wie gut lässt sich agile Softwareentwicklung dezentral mit mobilem Arbeiten erledigen und wie lange könntet ihr das so weiterführen?

Orsolya: Die Projektarbeit an sich lässt sich sehr gut dezentral mit mobilem Arbeiten erledigen. Was mir und meinen Kolleg*Innen am meisten fehlt, ist die soziale und persönliche Interaktion.

Jannick: Ich denke schon, dass sich agile Softwareentwicklung ausgezeichnet mit Mobilem Arbeiten organisieren lässt. Dies ließe sich im Prinzip unbegrenzt weiterführen. Allerdings gibt es dabei aus meiner Sicht auf Dauer einige Abstriche, wie beispielsweise komplizierterer Wissenstransfer, weniger Team-Zusammenhalt und insgesamt eine schlechtere Kommunikation untereinander.

Tjerk: Ich denke diese Frage beantwortet sich von selbst, wenn man mal einen Blick auf die vielen tollen Projekte richtet, die 100% remote und ohne jegliche Managementschicht auf Github, Gitlab und Co. aus dem Nichts entstehen. Software funktioniert schon seit Jahren 100% remote. Methoden und Tools gibt es wie Sand am Meer. Wir müssen im Grunde nur noch auf den fahrenden Zug aufspringen, um davon zu profitieren. Ich kann, und würde das auch gerne, für immer so weiterführen.

Angesichts der nun gemachten Erfahrungen – wie sieht aus eurer Sicht die ideale Arbeitssituation für ein Entwicklungsteam aus? Gibt es eine perfekte Mischung mobilem Arbeiten und gemeinsamen Bürozeiten?

Orsolya: Ja, aus meiner Sicht schon. Eine Mischung aus mobilem Arbeiten und gemeinsamen Bürozeiten unterstützt die bessere zeitliche Koordination bei einigen Kolleg*Innen, vor allem bei denjenigen, die einen längeren Arbeitsweg haben. Man kann die Zeit effektiver und effizienter einplanen, je nachdem was gerade im Team und Projekt am Wichtigsten ist: mehr soziale Kontakte, mehr Fokus, mehr Ruhe, mehr Zusammenarbeit, etc…,

Jannick: Ich präferiere es, vor Ort zu arbeiten und bevorzuge es auch, wenn auch meine Kollegen vor Ort sind. Wobei sich jetzt gezeigt hat, dass remote schon auch sehr gut funktioniert. Sogar für mich. Die perfekte Mischung hängt einfach stark von den eigenen Präferenzen ab, die optimale Mischung ist wohl individuell sehr verschieden. Aber: es funktioniert unter dem Strich sehr gut.

Tjerk: Mobiles Arbeiten bringt nicht nur Freiheit, sondern ist auch mit einer enormen Verantwortung verbunden. So sorgt die mobile Arbeit unter anderem dafür, dass ich mich selbst organisieren muss.Und das spiegelt sich dann auch ganzheitlich in meiner Arbeit wieder. An meinem Arbeitsplatz im Großraumbüro hingegen bin ich häufigen Störungen ausgesetzt. Es ist einfach, seinen Kollegen bei Fragen anzuhauen, wenn er direkt neben einem steht. Dass der Kollege dadurch aus seinem Flow gerissen wird, wird dabei oft in Kauf genommen. Im Homeoffice bin ich frei davon. Außerdem sehe ich persönlich viele physisch abgehaltene Meetings eher kritisch.

Aus meiner Sicht werden da öfter mal Ressourcen bei Leuten gebunden, die im Meeting sitzen und nicht wirklich davon profitieren oder nötig sind. Remote fällt es leichter, sich bei Bedarf auszuklinken und die Zeit zum Entwickeln zu nutzen. Ich habe viele Kontakte zu Start-Ups und hier geht die Bewegung ganz klar in Richtung 100% remote. Die perfekte Mischung ist für mich: Jeder Mitarbeiter darf sich völlig losgelöst jederzeit aussuchen, ob im Büro, oder im Homeoffice gearbeitet wird. Die Welt ist schon lange bereit für diese Freiheit und als Arbeitgeber wird eine gute Work-Life Balance immer wichtiger auf dem Arbeitsmarkt.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage – habt ihr noch einen Tipp, den man unbedingt ausprobieren sollte, wenn man mal längere Zeit remote arbeiten muss?

Orsolya: Ja. Es ist wichtig, selber diszipliniert und fokussiert zu sein und sich einen eigenen Plan für den Tag zu machen. Man sollte darüber hinaus kurz und langfristig die Ziele mit dem Team definieren. Weiterhin ist es wichtig auf die Kommunikation zu achten und dass man weiterhin alle relevanten Themen konsequent kommuniziert. Auch, bzw. gerade dann, wenn man remote arbeitet.

Jannick: Wenn man kleine Kinder oder eine anderweitig laute Umgebung hat: Noise-Cancelling Kopfhörer. Dann ist das größte Problem schon einmal behoben …

Tjerk: Mein Tipp fürs mobile Arbeiten ist: Nimm es an und mach was draus. Jetzt werden Lösungen benötigt, denn wir befinden uns schon längt mitten im Wandel des Arbeitsmarktes. Für Arbeitgeber ist das die beste Zeit um Studien anzustellen und Unternehmensabläufe zu optimieren. Vergleicht man Werte der letzten Wochen mit den vergangenen Jahren, wird einem sicher bewusst, dass es sich lohnt in eine neue Form der Arbeit zu investieren.

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