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SEITENBAU  
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Team Self Selection bei SEITENBAU - das Interview

Ein Erfahrungsbericht der beteiligten Teammitglieder

Team Self Selection bei SEITENBAU – was denken die Beteiligten darüber?

Kürzlich haben wir hier in unserem Blog auf den Vortrag „Team Refactorings mit Self-Selection - führt das zu großartigen Teams oder zu großartigem Chaos?“ unseres Kollegen Thomas Vamos hingewiesen. In diesem Erfahrungsbericht schildert er nicht nur seine persönlichen Eindrücke, sondern bezieht sich auch auf das Feedback der am Auswahlprozess beteiligten und somit direkt „betroffenen“ Teammitglieder.

Da es uns nach dem erstmaligen Einsatz von "Team Self Selection" sehr interessiert hat, wie denn die am Prozess beteiligten Teammitglieder ihre Erfahrungen mit der neuen Auswahlmethode bewerten, haben wir als zusätzliches Feedback sechs Team-Mitglieder um ein schriftliches Interview gebeten … hier sind die Ergebnisse:

Interview mit Bettina, Sebastian B., Sebastian F., Markus, Mario und Tim

Wir haben bei SEITENBAU zum ersten Mal ganz konsequent die Methode des Team Self Selection ausprobiert - was hat dich im Prozess am meisten überrascht?

Mario: Durch die offene Kritik an der aktuellen Situation und die vielen kreativen Köpfe konnte ein ganz neuer Ansatz entwickelt und diskutiert werden. Anstatt wie bisher mit N-Sub-Teams recht starren Subteams an M häufiger wechselnden, aktiven Initiativen zu arbeiten, wurde die Idee entwickelt für in auf Initiativen zugeschnittenen Teams zu arbeiten.

Sebastian F.: Ich selbst bin voll motiviert und "änderungswillig" da ran gegangen, und hatte gedacht wir bauen unser Team um und probieren Neues aus, und war voll überrascht wie wenig der größte Teil des Teams Änderungen wollte, und dass am Ende eigentlich fast alles beim Alten geblieben ist.

Sebastian B.: Wie viel Zeit eine gute Self Selection braucht.

Bettina: Dass dadurch weitere Kapazitätsengpässe ans Licht befördert wurden, die durch eine andere personelle Umsetzung weitere Kapazitäten freimachen. Das hätte man aufgrund der selbstständig arbeitenden Teams bei der Planung durch einige wenige wahrscheinlich nicht in dem Maße entdeckt.

Markus: Dass viel über die Prognosen diskutiert wurde, welche Themen kommen werden und wie diese die Teams auslasten werden, das aber praktisch überhaupt nicht in das Ergebnis eingegangen ist.

Tim: Meiner Wahrnehmung nach haben die meisten Entwickler gerne den Status Quo erhalten wollen und nur nach Legitimation dafür gesucht. Dies fand ich jedoch nicht überraschend. Überraschend war, dass trotzdem eine gegenseitige Bestätigung über die Notwendigkeit von und die Lust auf Veränderung stattfand.

Was ist aus deiner Sicht besonders gut gelaufen?

Mario: Es war super vorbereitet und man hatte jederzeit einen super Einblick in alle wichtigen Kennzahlen.

Sebastian F.: Es war recht interessant, mal die Vorstellungen und Einschätzungen der Leute im Team zu sehen.

Sebastian B.: Offenes und ehrliches Austauschen über Wünsche auch mal "was anderes" zu machen und Team Wechsel ermöglichen sorgt für gesteigerte Motivation.

Bettina: Dass der Prozess trotz der vielen Personen und Meinungen sehr konstruktiv und zielgerichtet ablief.

Markus: Die Organisation trotz so vieler Personen und die Bereitschaft sich auf das Experiment einzulassen.

Tim: Es war sehr gut organisiert.

Was sollte man das nächste Mal unbedingt anders machen?

Mario: Remote (als Video-Konferenz) war es mit so vielen Personen sehr zeitaufwändig und anstrengend. Sobald man wieder in einem Raum mit Post-its hantieren kann, ist sowas Gold wert!

Sebastian F.: Glaube, das ist eine tolle Sache, wenn man entweder ein ganz neues Team hat, das quasi am Anfang in der Findungsphase sich orientieren und organisieren will. Ansonsten muss man eben ganz klar abklären, dass alle auch wirklich eine Veränderung wollen und bereit dazu sind.

Sebastian B.: Ausführliche Vorbereitung aller geplanten Themen, die Themen welche für die nächste Zeit anstehen sollten bekannt sein (Roadmap). Auch nicht geplante/dauerhafte Tätigkeiten der Teams sollten bekannt sein, z.b. was übernimmt ein Team neben den Sprinttätigkeiten (Support, Pflege der Dokumentation, Architektur, ....)

Bettina: Die notwendigen Informationen noch besser aufbereiten und konsolidieren, Treffen in Präsenz statt Remote

Markus: In einer Weiterbildung danach hat uns der Trainer an einem Beispiel den Kick-off des Selfselections skizziert. Dabei wurde klar, dass die zu entwickelnden (Teil-)Produkte viel stärker im Vordergrund stehen müssen. D.h. der Product Owner stellt das Ziel, den Nutzen eines (Teil-)Produktes vor und weckt bei den zukünftigen Teammitgliedern Begeisterung dafür. Kurz: Ein Mitglied entscheidet sich für ein Team, weil dort der Nutzen geschaffen wird, für den er sich begeistert. Wir müssten daher eigentlich das Produkt in Teile aufteilen, die jeweils einer Nutzergruppe zugeordnet sind. Dort dann jeweils definieren, wie der Nutzen für diese erhöht werden soll und anhand von dem die passenden Personen für das Team begeistern. Die bisherige Rolle der Mitarbeiter war nicht relevant.

Tim: Ich glaube, die "Kennenlernphase" an Tag 1 war zu lang. Die Vermischung von Entwicklersuche für ein anderes Projektteam und Neuorganisation empfand ich als sehr suboptimal.

Wie zufrieden bist du persönlich mit dem Ergebnis?

Mario: Ich bin Quality Engineer, der Teamübergreifend agiert, und daher betrifft mich das Ergebnis nur indirekt. Ich habe in den Meetings meine Kollegen noch besser kennengelernt, was sehr wertvoll für mich ist.

Sebastian F.: Ich bin jetzt nicht unzufrieden, aber ich hatte mehr erhofft und sehe auch viele Chancen verpasst, die wir gehabt hätten als Team weiter zu kommen. Ich sehe auch, dass viele gute Ideen, die ich und ein paar andere eingebracht haben, vom Team nicht aufgenommen wurden und jetzt im Sande verlaufen, was ich eigentlich sehr schade finde, aber es nicht für realistisch halte, diese weiter zu verfolgen. Dies ist aber wie schon in der ersten Frage erwähnt eine Sache der Teamkultur und - Mitglieder, ob man sich im aktuellen Stand wohl fühlt und bleiben will, oder neugierig und bereit für Änderungen ist.

Sebastian B.: Hätte mir noch mehr Mut für Änderungen gewünscht und eine intensivere Vorarbeit (vielleicht beim nächsten Mal ;-) Am meisten hat mir gefallen, dass jeder die Chance hatte, an der Teamaufstellung mit zu wirken und dass dadurch die Aufteilung des Teams von allen akzeptiert wird. Keiner wurde in ein Team gepresst.

Bettina: Hmm, ich persönlich glaube, dass dieser Prozess insgesamt zu kostenaufwändig ist, wenn man ihn für jegliche Teamveränderung nutzen möchte. Es hat aber auch transparent für alle aufgezeigt, dass für die Team Selection viele Einflussfaktoren eine Rolle spielen und das gar nicht so einfach ist. Aus Sicht derer, die einen Vorschlag zur Teamänderung sonst in kleinerer Runde ausarbeiten und dann dem Gesamtteam zur Entscheidung vorstellen, bestätigt dieser Versuch unsere Arbeit, da das große Team die gleichen Schlüsse gezogen hat, wie wir sonst in kleiner Runde.

Markus: Durchwachsen. Ich sehe es nicht so negativ wie manche andere, weil ich doch eine gewisse Verbesserung gesehen habe. Zum einen gab es eine Mini-Veränderung (eine Person hat das Team gewechselt), was tatsächlich zu einer Verbesserung geführt hat. Zum anderen ist ein anderes Team unverändert geblieben, für die wir einen krassen Arbeitsrückgang erwartet hätten. Tatsächlich ist genau das Gegenteil passiert. Bei einem Managemententscheid hätten wir das Team sicher deutlich verkleinert und würden es nun bereuen. Das kann Zufall gewesen sein, aber vielleicht eben auch gesunde Intuition. Es bleibt aber das Gefühl, dass sich nicht sehr viel geändert hat und doch viel Zeit dafür aufgewendet werden musste.

Tim: Ich bin froh, mich was Neues getraut zu haben.

Noch eine (letzte) Anmerkung?

Sebastian F.: Also zusammengefasst: ich fand es eine tolle Idee das einmal auszuprobieren und ich würde das unter geeigneten Voraussetzungen auch wieder machen und empfehlen zu tun. Der erste Tag bei uns war recht interessant zu sehen wie das Team damit umgeht und auch die Leute kennen zu lernen. Der zweite Tag (die eigentlich angedachte Selection) hat gut angefangen, aber das Ergebnis am Ende war eben nicht innovativ. Es muss wirklich aus dem Team heraus gewollt sein, um damit das Team neu gestalten zu können.

Und - ich weiß selbst auch nicht genau wie, kann aber noch mal drüber sinnieren - wie man die Ergebnisse des ersten Tages mehr in die eigentlich Teamorganisation einfließen lassen kann ist eine interessante Frage. So hatte ich etwas das Gefühl, dass wir etwas Interessantes erarbeitet haben wo ich auch erwartet hatte, dass es zu neuen Konstellationen führen könnte, was wir dann aber wenig genutzt oder zum Ergebnis beitragen lassen haben.

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